Huskyfarm in Finnland: Nomadic Naali

Besuch im Wildniscamp Nomadic Naali – einer so ganz anderen Huskyfarm in Finnland

Im letzten Sommerurlaub haben wir uns fest vorgenommen, eine Huskyfarm in Finnland zu besuchen. Also recherchierte ich eine Weile im Internet, welche Huskyfarm für uns wohl am besten sein könnten. 

Kurz zuvor hatten wir nämlich schon in Nordschweden kurz eine Farm besucht, aber irgendwie hat es uns dort nicht gefallen, so dass wir recht schnell weiterfuhren.

Bei meiner Recherche stieß ich auf „Nomadic Naali“. Diese Huskyfarm, die sich in vielen Punkten von einer „normalen“ Huskyfarm in Finnland unterscheidet und deswegen wahrscheinlich auch gar nicht so recht den Namen „Farm“ verdient hat, machte schon auf den ersten Blick einen besonderen Eindruck.

Nomadic Naali ist ein wunderschönes Wildniscamp mit unglaublich vielen Facetten. Hier kann man die echte Wildnis wirklich noch leben und spüren.

Und das Beste: Sie haben einen wundervollen Stellplatz für Camper – mit eigener Terrasse und Seeblick! Kurzentschlossen riefen wir an und fragten, wann der Platz frei wäre. Schon am übernächsten Tag konnten wir kommen. 

Nomadic Naali liegt ganz in der Nähe von Ivalo im Norden Finnlands – nicht weit entfernt vom Inarisee. Die Lage ist nahezu perfekt – in der Nähe befindet sich mit Ivalo ein größerer Ort, dennoch liegt das Camp in absoluter Alleinlage. Ein langer Waldweg führt zu der Huskyfarm – schon von Weitem hören wir die Hunde bellen.

Stellplatz auf der Huskyfarm Nomadic Naali

Als wir ankommen, können wir uns direkt auf den Stellplatz stellen. Wir können an eine schöne Holzterrasse heranfahren – einfach perfekt. Vor uns liegen der wunderschöne See, Bäume und Blaubeersträucher. Wir fühlen uns direkt sehr wohl.

Wir werden sofort freundlich begrüßt und unterhalten uns eine Weile mit Markus, der ursprünglich aus der Schweiz kommt. Er betreibt  gemeinsam mit seiner Partnerin Josi das Wildniscamp Nomadic Naali seit 2019.  

Markus verspricht uns, dass wir am Nachmittag eine Rudelführung machen können. Wir freuen uns sehr darauf. Außerdem dürfen wir das Ruderboot nutzen und auch am hauseigenen Steg baden gehen. 

Hinter unserem Stellplatz befindet sich das Freigehege der Hühner, was die Kinder besonders interessiert. Alles ist hier so liebevoll gestaltet – vom einfachen Hinweisschild bis hin zur Holzhütte. Wir sind richtig begeistert.

Huskyfarm in Finnland: Nomadic Naali
Huskys im Wildniscamp Nomadic Naali ©Nomadic Naali OY

Unser Huskyerlebnis im Sommer

Unser Highlight war natürlich die Führung zu den Huskys. Markus hat sich dafür richtig viel Zeit genommen. Wir haben viel über Huskys generell, aber auch speziell über dieses Rudel gelernt. Besonders fasziniert hat uns, dass die Hunde tatsächlich dauerhaft als gemeinsames Rudel zusammenleben. Wer sich etwas mit Huskyfarmen in Finnland beschäftigt, weiß, dass das die absolute Ausnahme ist.

Den 27 Hunden (Stand Okt. 21) stehen hier ganze 15.000 qm Freigehege zur Verfügung und auch das ist wieder richtig schön gestaltet.

Viele der Huskys stammen aus dem Tierschutz, was uns besonders imponiert und gefreut hat. Wir haben ja auch einen Hund aus dem Tierschutz und finden es einfach so großartig, wie die Hunde hier eine zweite Chance bekommen. Sie sind Familienmitglieder und das merkt man auch sehr. Der Umgang der beiden mit den Hunden ist einfach toll. Man muss es erlebt haben.

Aktivitäten und Unterkünfte im Wildniscamp

Neben dem, was wir dort gemacht haben, bieten Josi und Markus aber noch ganz viele andere Aktivitäten an. 

Hier ein paar Sommer-Beispiele:

  • Hüttenvermietung, Zeltvermietung
  • Kanutouren
  • Huskytrekking & Gespannfahrten
  • Outdoorkochkurse
  • und noch einiges mehr…

Und ein paar Winter-Beispiele:

  • Hundeschlitten-Safaris
  • Eisbaden & Sauna
  • Schneeschuh & Skitouren
  • und noch viel mehr

Es können verschiedene Pakete gebucht werden, aber auch individuelle Programme.

Alle aktuellen Programme von Nomadic Naali findest du auf der Webseite des Wildniscamps.

Ich könnte noch ewig über Nomadic Naali schreiben, aber ich werde das Gefühl nicht los, gerade die Philosophie des Camps ohne Josi und Markus nicht authentisch genug darstellen zu können. Deshalb hat Josi mir ein paar Fragen zum Camp beantwortet:

Interview mit Josi von Nomadic Naali:

Wie seid ihr auf die Idee eines Wildniscamps gekommen?/ Was unterscheidet Nomadic Naali von „normalen“ Huskyfarmen?

Die Idee hat sich nach und nach entwickelt. Im Vordergrund stand der Antrieb der Arbeit mit Hunden/Huskys. Allerdings wollten wir es nicht so machen, wie wir es aus der Schlittenhundeindustrie bisher kannten. 

Wir haben uns bewusst für einen anderen Weg der Rudelhaltung entschieden. Dies bedeutet, dass unsere Hunde auf einem großen Freigehege von 15.000 qm „frei“ leben. Im Sozial- und Familienverband, ohne Ketten- oder Zwingerhaltung. 

Gleichzeitig legen wir grossen Wert auf eine familiäre Bindung zu unseren Hunden, sie sind also nicht nur Arbeitstiere im klassischen Sinne. 

Auch in unseren Sommerprojekten – therapeutische Familienangebote, Kinder- und Jugendwochen, etc – spielen unsere Hunde eine grosse Rolle als „Begleit- und Therapiepartner“. 

Für uns spielt auch die Nachhaltigkeit eine große Rolle – vor allem bei den Hunden. Dies bedeutet, dass wir nicht einfach nur mit dem „besten“ Hunden züchten und immer größer werden, sondern ca. die Hälfte der Hunde aus zweiter Hand/ dem Tierschutz/ Vernachlässigungen/ Beschlagnahmungen aufgenommen haben. Sie können sich hier bei uns im Rudel ganz in Ruhe (re)sozialisieren und in erster Linie lernen, wieder Hund zu sein. 

Somit stehen wir komplett gegen den Strom der Schlittenhundeindustrie, bei der größtenteils nur auf Masse/ „Qualität“ gezüchtet wird. Wir nehmen Hunde, die mit unter auch „schwierig“ sind oder nicht gewollt werden/aussortiert, etc. 

So – all dies war also der Antrieb etwas anders machen zu wollen. Deswegen haben wir uns eben auch nicht als klassische Huskyfarm betitelt, sondern als Wildniscamp. 

Und unser Camp „wächst“. Vor allen Dingen an Ideen, die den Gedanken der Nachhaltigkeit unterstützen sollen, um dieses letzte Stück europäische Wildnis und intakte Natur zu bewahren. 

Nachhaltige Reiseangebote, die ökologisch sinnvolle Gestaltung von Touren stehen bei uns im Vordergrund. Aber auch die Selbstversorgung (Gemüse- und Pflanzengarten, Hühner- und Yakhaltung. Denn auch unsere Hunde brauchen Futter, welches möglichst nicht aus der Massentierhaltung stammen soll). 

Weiterhin möchten wir ein Beispielprojekt schaffen in den nächsten zwei Jahren, bei dem eine komplett autarke Selbstversorger-Wildnishütte entstehen soll (bis zu 6 Personen), die komplett rollstuhlgängig wird. 

Somit möchten wir den hohen Norden auch für AbenteuerInnen erlebbar machen, die an den Rollstuhl gebunden sind. Das wäre der nächste Schritt: ein barrierefreies Wildniscamp. 

Ca. die Hälfte unserer Hunde stammt aus zweiter Hand/ dem Tierschutz/ Vernachlässigungen/ Beschlagnahmungen. Sie können sich hier bei uns im Rudel ganz in Ruhe (re)sozialisieren und in erster Linie lernen, wieder Hund zu sein. 

Josephin Habermann

Nachhaltigkeit spielt bei Euch eine große Rolle. Was tut ihr, um besonders nachhaltig zu sein?

Im Alltag selber achten wir darauf, dass wir für unsere Gäste/ Touren nur Lebensmittel aus Finnland verwenden, immer die regionalere/nachhaltigere Variante wählen und komplett auf Tierprodukte aus Massentierhaltung verzichten. 
Weiterhin steht die Mülltrennung, sowie eine nachhaltige Ausstattung der Gästehäuser ganz oben auf der Liste der alltäglichen Umsetzungsmöglichkeiten von Nachhaltigkeit im Camp. 
Leider ist hier vieles noch von tradtionellem Strom gespeist (auch die Heizung)- Dies wollen wir demnächst mit dem Umstieg auf Erdwärme verändern. 

Ihr habt einen wunderbaren Stellplatz für Wohnmobile. Können Eure Stellplatz-Gäste auch an euren Angeboten teilnehmen und wenn ja, an welchen? 

Alle Camper Gäste können an allen Angeboten teilnehmen – völlig egal zu welcher Jahreszeit sie anreisen. Nur eine vorherige Anfrage per Mail/ Social Media/ Telefon wäre erwünscht. 

Dies bedeutet: 

Husky-Trekking, Schlittenfahrten, Rudel-Kennenlernen mit Lagerfeuer, Kochkurse, Saunaerlebnisse, etc. ( je nach Jahreszeit)

Ein wenig mehr Details/ Infos werden bald übersichtlicher auf der Homepage veröffentlicht 🙂 

Auch direkt vor dem Stellplatz sollen dann Info-Tafeln mit allen Angeboten installiert werden. 

Vielen Dank für die Beantwortung der Fragen, Josi!

Huskyfarm in Finnland: Nomadic Naali
Liebevoll gestaltetes Hinweisschild auf der Huskyfarm Nomadic Naali

Wir haben uns bei Josi und Markus wirklich sehr wohlgefühlt. Und wenn du in Lappland unterwegs bist, freuen sie sich sicher auch über einen Besuch von dir. Du solltest aber unbedingt vorher anrufen oder eine Mail schreiben und schon kann dein Abenteuer auf einer wundervollen Huskyfarm in Finnland starten!

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